Traumkarriere im Sattel

Nicole Uphoff-Selke gewährt den Mitgliedern der Space Party Crew einen spannenden Einblick in ihr Leben. © Thomas Wissner

Gießen/Wetzlar (nal). Mit der vierfachen Dressur-Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke hatte die Space Party Crew against Aids erneut eine herausragende Sportlerin für eine Vortragsveranstaltung gewinnen – und dies ausschließlich als »Bonbon« für die mittlerweile 374 Mitglieder des Vereins. Abseits der öffentlichen Benefiz-Vortragsveranstaltungen im Bürgerhaus gibt es auch alljährlich einen prominenten Vortragsgast bei der Jahreshauptversammlung.

Faszinierende Karriere

Nach den Roth-Zwillingen im Vorjahr war diesmal die jüngste Dressur-Olympiasiegerin aller Zeiten zu Gast. Den Verantwortlichen des Vereins mit Torsten Weicker an der Spitze war es gelungen, erstmals eine Olympiasiegerin aus dem Reitsport in den Wetzlarer Stadtteil zu holen. Die 56-Jährige berichtetet über ihre »Traumkarriere im Sattel«.

Uphoff-Selke wohnt in Worms und engagiert sich als stellvertretende Vorsitzende im 2002 gegründeten Förderverein des Zentrums Therapeutisches Reiten Niederrhein. Und so machte sie auch gleich zu Beginn ihres Vortrags deutlich, dass im Unterschied zu Sportpferden Therapiepferde »einen härteren Job machen. Ich kann behaupten, dass ich diese Traumkarriere hatte, und es war bei mir nie geplant, dass ich heute hier stehe«. Alles begann wohl mit einem Weihnachtsgeschenk in Form eines Plüschpferdes an die damals zweijährige Nicole. Mit zehn durfte sie die Reitschule besuchen, mit elf bekam sie das erste Pferd (Waldfee), mit 14 ritt sie die erste S-Dressur (mit Askan), kurz danach der erste S-Sieg, an ihrem 19. Geburtstag bekam sie das Goldene Reitabzeichen verliehen – von keinem geringeren als dem erfolgreichsten Dressurreiter der Welt, Dr. Reiner Klimke.

»Man ließ mich nicht nach oben, da bin ich in die Schweiz und habe 1987 in Lausanne international geritten«, erzählte sie. Wurde der Erfolg noch als »Eintagsfliege« abgetan, fand sie in Harry Boldt den perfekten Trainer. So folgte 1988 der Umzug nach Warendorf, wo sie dann zwölf Jahre lebte und trainierte.

1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul wurde sie Doppel-Olympiasiegerin im Einzel und in Mannschaft – wie dann auch 1992 bei den Spielen in Barcelona (mit Rembrandt). Bis heute ist Rembrandt das einzige Pferd, das bei zwei Olympischen Spielen im Einzel- und Mannschaftswettbewerb siegte. »Ein Pferd zwischen Genie und Wahnsinn, das wusste, wenn es auf Championaten war, dann hat er alles gegeben. Er hatte seine eigenen Fans, die an seinem Geburtstag Glückwunschkarten an Rembrandt in Warendorf geschickt haben – und die kamen mit dieser Adresse an.« Uphoff-Selke hob den Gewinn des WM-Titels zwischen den beiden Spielen 1990 in Stockholm hervor.

Sie erinnerte unter anderem an die Vier-Städte-Abschiedstournee 1996 in Leipzig, Kiel, Stuttgart und Münster Deutschland für Rembrandt – der 24 Jahre alt geworden ist. »Es war für mich nicht so einfach. Das war wie so eine Ehe. Wir waren ein Traumpaar«, machte die Olympiasiegerin deutlich. Nach 16 Gold-, drei Silber- und einer Bronzemedaille zwischen 1987 und 1996 bei Olympischen Spielen, Welt-, Europa- und Deutschen Meisterschaften folgte mit der Geburt der beiden Söhne auch der Rückzug ins Privatleben mit Ehemann Andreas Selke. Manches Ehrenamt kam dazu.

Dem Vortrag vorausgegangen war die Jahreshauptversammlung mit Spendenübergabe. Dabei wurden Vorsitzender Torsten Weicker, 2. Vorsitzende Bianca Schlosser, 3. Vorsitzende Almudena Miranda Chaparro, Ausschuss für Projektgelder Christian Stubenrath und die Beisitzer Ralf Serafin, Dominik Weicker, Verena Weicker, Lukas Herrmann für zwei weitere Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Neue Beisitzer sind Sebastian Heil und Johann Martschenko. Eine Spende über jeweils 500 Euro erhielten der Obst- und Gartenbauverein Hermannstein und die Neven Subotic Stiftung. Der Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser Wetzlar erhielt 250 Euro, das Baumprojekt von Plant for the Planet 100 Euro. Der durch Uphoff-Selke vertretene Förderverein des Zentrums Therapeutisches Reiten Niederrhein erhielt 2500 Euro, sodass sich nunmehr die Gesamtspendensumme in nunmehr 23 Jahren auf 230 636,42 Euro beläuft.

Von der Arbeit der Space Party Crew against Aids ist Uphoff-Selke überzeugt: Sie ist als 375. Mitglied beigetreten.