Ein Abend zum Nachdenken

Am Samstag waren im Bürgerhaus in Münchholzhausen prominente Gäste zu sehen: Evren Gezer, Sven Fischer und allen voran Neven Subotic standen auf der Bühne. Der ehemalige Fußballer las aus seinem Buch und lieferte spannende Einblicke in seinen Weg vom Flüchtling zum Profi.

Es war die Frage: Wem oder was schenke ich meine Aufmerksamkeit?«, beantwortete Ex-Fußball-Profi Neven Subotic die Frage einer Zuhörerin nach den Schlüsselmomenten seiner Karriere. Vorausgegangen war eine mehr als einstündige Lesung im Bürgerhaus Münchholzhausen. Veranstaltet wurde diese am vergangenen Samstag von der »Space Party Crew against AIDS«. Diese organisiert öffentliche Projekte für den guten Zweck. Mit integriert war deshalb auch eine Spendenübergabe.

Zuvor las Subotic allerdings aus seinem mit Sonja Hartwig verfassten Buch »Alles geben: Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt«. Subotics Lesung und das Grußwort von Schirmherr und Biathlon-Olympiasieger Sven Fischer sollten zum Nachdenken anregen. Für die heitere Seite des Abends sorgten Beachvolleyballerin Chenoa Christ und Moderatorin Evren Gezer im mit fast 200 Besuchern gefüllten Bürgerhaus Münchholzhausen bei ihrer abschließenden Talkrunde – Christ beantwortete dabei auch eine zentrale Frage des Volleyballs: Die nach der richtigen Technik beim Pritschen.

»Es ist geil, dass die Halle heute hier so voll ist und ich bin besonders froh, dass es so viele neue Gesichter sind«, begrüßte die stellvertretende Vorsitzende der »Space Party Crew« Bianca Schlosser die Zuhörer. Sie erhielt umgehend aus den Händen des Vorsitzenden Torsten Weicker einen Blumenstrauß – ihr Auto hatte am Vortag einen Blechschaden auf der Fahrt zum Aufbau im Bürgerhaus erlitten. »Wir geben auch heute Gas, wir haben viel Programm«, leitete Weicker zur Lesung Subotics über und gestand dabei auch seine »dunkle Seite« ein: »Ich bin Bayern-Fan. Aber es geht ja heute nicht um Fußball, sondern um die Sache«. Der 36-fache serbische Nationalspieler räumte in seinen Begrüßungsworten ein, dass er sonst immer auf der Autobahn an Münchholzhausen vorbeigefahren war. »Nun weiß ich auch: Hier ist die Crew, die sich seit 23 Jahren stark engagiert.« Der 34-jährige startete seine Lesung anschließend mit seiner Kindheit in Schömberg im Schwarzwald.

Subotic berichtet von Erfolgsweg

1990 musste seine Familie vor dem Jugoslawienkrieg fliehen und lebte in armen Verhältnissen. Unmittelbar vor der Flucht stand sein Vater vor der Berufung in die jugoslawische Nationalmannschaft. In Deutschland jedoch blieb nur die Kreisliga. Nur durch den Fußball fand sein Vater über seine Mitspieler überhaupt Arbeit. Als Glücksfall für die Familie erwies sich zudem ein Job der Mutter bei einer älteren Frau Stumpf als Putzfrau. Diese nahm die Familie in ein großes Haus auf, womit sich die Lebensverhältnisse deutlich verbesserten. Als Subotic in der vierten Klasse war, erhielt die Familie allerdings ein Schreiben: Sie musste Deutschland wieder verlassen. Die Familie emigrierte 1999 in die USA, wo es Subotic in die U 17 der US-Nationalmannschaft schaffte. 2006 ging er allein zurück nach Deutschland und spielte in Mainz unter Jürgen Klopp. Eine Ablösesumme von drei Millionen Euro wurde aufgerufen – und für Subotic kam materieller Erfolg.

In Dortmund sei sein soziales Engagement stark von genormtem Prominenz-Engagement geprägt gewesen. Mit dem Verein wurde einmal im Jahr ein Kinderkrankenhaus besucht. »30 Spieler, von denen 20 Multimillionäre sind und das große Engagement, dass wir einmal im Jahr eine Stunde im Krankenhaus waren«, nannte er das BVB-Engagement »weit am Minimum orientiert«. Um das »besser zu machen« gründete er 2012 die Neven-Subotic-Stiftung, die Sanitäranlagen- und Brunnenbauprojekte in Äthiopien, Kenia und Tansania durchführt. Erst ein Jahr nach der Gründung ging er mit der Stiftung an die Öffentlichkeit. In der Zeit wurde er wiederholt vom Verein angesprochen, nicht zu viel Zeit in die Stiftung zu investieren, sondern sich auf den Verein zu konzentrieren.

»Es hat sich viel bei mir durch die Stiftungsarbeit verändert. Es ist ein Ziel, das mir Sicherheit gibt«, so Subotic. Dies hatte auch Olympiasieger Sven Fischer in seinem Grußwort am Samstagabend betont. »Schirmherr, das klingt so groß und wichtig. Schirmherr sollte verbinden«, so Fischer. »Man bleibt nachhaltig in Erinnerung.«

Spendenübergabe an fünf Vereine

Um dem gerecht zu werden überreichte die »Space Party Crew« noch am Abend fünf Spendenschecks an Vereine. Gespendet wurden 5500 Euro, die sich auf »Die bunten Schafe« in Erfurt und die »Clowndoktoren« Wiesbaden mit jeweils 1000 Euro, jeweils 500 Euro für die Sportstiftung Hessen und »Plant for the planet« sowie 2500 Euro an die Neven-Subotic-Stiftung verteilten. Mit diesen Spenden beläuft sich der Gesamtspendenstand der »Space Party Crew« für karitative Zwecke in nunmehr 23 Jahren auf eine Viertelmillion Euro.

Bleibt noch aufzulösen wie denn die Anleitung zum Pritschen lautete, die Chenoa Christ den Zuschauern im Rahmen der Talkrunde lieferte. In der Tat war diese stark an einem Exempel orientiert: »Du musst die Finger formen als ob du ein B- oder C-Körbchen anfasst.«