Stelldichein der Sportpromis
Erstellt von Toni
Wenn der Verein Space Party Crew against AIDS ruft, geben sich Promis, Olympiasieger und bekannte Sportler in Münchholzhausen die Klinke in die Hand. Für viel Applaus sorgt der Vortrag von Heiner Brand.
Die am meisten gestellte Frage, wie es ihm gelinge, immer wieder Olympiasieger und herausragende Sportler nach Münchholzhausen zu holen, beantwortete Torsten »Toni« Weicker (Dutenhofen) gleich zu Beginn, als er mit der stellvertretenden Vorsitzenden Bianca Schlosser die 200 Gäste im ausverkauften Saal des Bürgerhaus Münchholzhausen mit einem »Wir freuen uns, dass wieder so viele hier sind« begrüßte.
Weltmeister Heiner Brand zu bekommen, sei ganz einfach gewesen, da habe Rainer Dotzauer den Kontakt vermittelt, auch bei Moderatorin Susann Atwell habe eine Kurznachricht gereicht – und zwei Minuten später kam die Antwort »Ja, gerne Toni«. Bei Ulrike Nasse-Meyfarth aber, da kam nach dem Kontakt über Social Media die Antwort »Schicken Sie mir eine E-Mail«. Auf seine Mail erhielt er dann die Antwort »Bin unterwegs«, was bei ihm die Frage aufwarf, was habe ich falsch gemacht? Zwei Tage später dann kam die ersehnte Antwort: »Ich mache es doch.«
Diese Einleitung nutzte Weicker aber dann auch mit einem Wunsch an die Wetzlarer Stadtväter, als er mit Horst Spengler den Spielführer der 1978er-Handball-Weltmeistermannschaft begrüßte und bei der im Vorfeld erfolgten Verlosung von Eintrittskarten feststellen musste, dass ein Gewinner im »Horst-Spengler-Ring« wohnt. »Warum haben wir so was nicht auch hier. Wir haben doch auch genug Handballhelden – und allen voran Rainer Dotzauer«, machte Weicker auch gleich eine klare Ansage in Richtung Kreisstadt, was da in den Stadtteilen so machbar wäre.
»Ich bin überwältigt von dieser Veranstaltung. Wenn man sich im Internet anschaut, dann ist das doch sehr beeindruckend, was so an Geldern eingesammelt wurde und was Toni leistet, sein Engagement beeindruckt doch sehr. Ich freue mich über die Schirmherrschaft und auf den Vortrag meines alten Sportkollegens«, leitete Doppel-Olympiasiegerin Nasse-Meyfarth zum Vortrag von Heiner Brand über. Dieser ging in einem gut einstündigen Vortrag auf die Zusammenstellung einer Mannschaft ein, sprach zum Thema »Wege zur Hochleistung – Spitzensport als Erfolgsmodell«. Dabei machte der Handball-Weltmeister als Spieler (1978) und Trainer (2007) gleich in seinem Eingangssatz klar: »Ich bin heute Abend nicht hier, um mich um die Stelle als Trainer bei der HSG Wetzlar zu bewerben.« Überhaupt sei Handball nur indirekt sein Thema, gehe es vielmehr um Teambildung und Motivation. Abgerundet wurde Brands Vortrag durch die Einspielung von Filmszenen aus dem Film Projekt »Gold«, der 2007 zur WM gedreht wurde.
»Wie stelle ich ein starkes Team zusammen? Wie ordnen sich Topindividualisten unter? Ich will eine Mannschaft, die auf dem Spielfeld alles gibt. Die besten Spieler zusammenzustellen und in ersten Schritten aus diesen Einzelspielern ein Team zu formen. Ein taktisches Konzept vorzugeben und mit individuellen Fähigkeiten auf dem Feld umzusetzen, das setzt sich über die Jahre hinweg bei Lehrgängen fort«, umriss Brand kurz und knapp die Erfolgsformel für ein Team. Die Charaktere kennenzulernen, Stärken und Schwächen des anderen wahrzunehmen und diese zu akzeptieren – auch dies gehöre zum Reifeprozess einer Mannschaft und der Zusammenarbeit. »Zu meinen Aufgaben gehört es dann, dabei auch gestandenen Spielern zu vermitteln, dass sie ihre individuellen Stärken so einsetzen, dass dies den größtmöglichen Erfolg für das Team einbringt. Wer nicht diese Auffassung vertritt, für den ist kein Platz in diesem Team«, machte Brand deutlich, dass eine klare Ansage dazugehört. Ein vollkommen harmonisches Team sei eine Illusion. Ein Trainer sollte genauestens beobachten, ob Spieler auch außerhalb des Spielfelds zueinander passen. »Es spielen nicht die Besten, sondern die beste Mannschaft. Wobei der Trainer die Aufgabe hat, aus den Besten ein Team zu formen«, ging Brand auch auf das Sozialverhalten der Spieler ein, denn auch dieses spiele eine Rolle.
Auch müsse die Hierarchie in der Mannschaft stimmen, benötige der Trainer Ansprechpartner, wie Mannschaftsführer – und auch der Mannschaftsrat sei gefragt und Spieler, die auch die Stärke haben, mit anderen Spielern zu sprechen. »Ich habe nie eine Mannschaft erlebt, die erfolgreich war, wenn keine Hierarchie da war«.
Schwierig gestalte sich eher, solche Führungsspieler zu finden, denn ein solcher müsse sich aus der Mannschaft herausbilden – »ich kann keinen bestimmen.« Wichtig sei auch das Auftreten in der Öffentlichkeit und diszipliniertes Verhalten. Spieler müssten für Konfliktlösungen bereit sein und neue Spieler akzeptieren, die notwendig sind zur Weiterentwicklung einer Mannschaft. Vertrauen sei das entscheidende Mittel, um Einfluss auf die Spieler zu nehmen. Als Trainer habe er schon versucht, einen demokratischen Führungsstil zu finden.
Und eine Anekdote durfte dann auch nicht fehlen, wie es dazu kam, dass die Mannschaft bei McDonalds speiste. »Das fand mit meiner Zustimmung statt und geht zurück auf die EM in Schweden. Das Essen im Hotel war sehr schlecht, und da kam Stefan Kretzschmar auf mich zu und fragte, ob wir nicht mal zu McDonalds gehen könnten. Ich habe gesagt, das können wir machen, wenn wir heute gewinnen – es ging um den Einzug ins Halbfinale. Wir haben gewonnen. Daraus hat sich ein Ritual entwickelt. Immer, wenn wir bei einem großem Turnier das Halbfinale erreicht haben, ging es zu McDonalds. Spitzensport setzt auch voraus, sich immer neu zu orientieren. Man muss Veränderungen gegenüber offen sein.«
Als Repräsentant für die Sportstiftung Hessen gab Judo Weltmeister Alexander Wieczerzak eine kurze Einlage, um zu der abschließenden Spendenübergabe überzuleiten, bei der diesmal sieben Spendenschecks überreicht wurden. So erhielten der Deutsche Kinderhospizverein Olpe und die Aktion Köln hilft jeweils 1500 Euro, Sportstiftung Hessen 1000 Euro, Plant for the planet und der Verein Dunkelziffer jeweils 500 Euro, Aktion Deutschland hilft/Erdbeben Türkei und Syrien 3000 Euro und die Aktion kleine Liv 700 Euro, womit die Gesamtsumme aller bisher übergebenen Spenden auf 221 086,42 Euro angewachsen ist.