Back to life mit Stella Deetjen

Ein Leprakranker half Stella Deetjen weiter – Das veränderte ihr Leben

Space Party Crew übergibt Spendenscheck über 2.500 Euro

Wetzlar-Dutenhofen (lr). „Es ist doch erstaunlich, wievielen Menschen eine Person helfen kann“. Der Banknachbar in der evangelischen Kirche zeigte sich überwältigt von dem Vortrag, den die Bad Homburgerin Stella Deetjen vor über 100 Besuchern gehalten hat. Als 24-jährige Studentin ging Deetjen auf Rucksacktouristin nach Indien. Der Aufenthalt in der Stadt Benares, heute Varanasi, im Bundesstaat Uttar Pradesh hat ihr Leben verändert. Doch nicht nur der Lebensweg der heute 47-Jährigen erfuhr eine neue Richtung. Bis heute hat Deetjen rund 45.000 Indern und Nepalesen neue Perspektiven eröffnet. Davon erzählte die Entwicklungshelferin auf Einladung des Dutenhofener Vereins „Space Party Crew against Aids“. Unter dem Titel „Mein Leben unter den Bettlern von Benares“ berichtete Stella Deetjen über die vergangenen zwei Jahrzehnte und las aus ihrem Buch „Unberührbar“, in dem sie die ersten Jahres ihres Engagements für Leprakranke in Indien schildert.


Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Bläserkreis Dutenhofen der evangelischen Kirchengemeinde unter Leitung von Christoph Kraft.
1996 war Deetjen auf ihrer Reise einem Leprakranken Mann begegnet, der ihr geholfen hat. Diese Begegnung ließ sie nicht mehr los. Sie erfuhr, dass Lepra heilbar ist, blieb in Indien und gründete die Hilfsorganisation „Back to life (zurück ins Leben“, um todkranken Menschen zu helfen. Mutter und Bruder standen ihr zur Seite und sammelten Spenden in Deutschland. Heute unterhält der Verein in Varanasi drei Kinderheime mit insgesamt 120 Kindern von Leprakranken Eltern sowie Waisen oder Halbwaisen. Als die Leprakranken aus ihrer isolierten Kolonie heraus von der Polizei verhaftet wurden, sprang Deetjen mit auf den Lkw und protestierte gegen die Maßnahmen. Sie konnte einen Journalisten gewinnen, der über die behördliche Willkür berichtete und nach drei Monaten wurden die Kranken wieder aus dem Gefängnis entlassen. Einer der Leprakranken, Singeshwar, sagte ihr: „Wir wollen unser Leben zurück.“ Daher stammt der englische Name „Back to Life“, des Vereins, der Vorsitzende und Geschäftsführerin Deetjen ist. Heute betreibt der Verein drei Kinderheime für 90 Halbwaisen und Kinder von Leprakranken, kümmert sich um Straßenkinder. 400 Kinder besuchen Slumschulen. „Back to Life“ bietet zudem medizinische und soziale Hilfe für Leprakranke und sozial Benachteiligte an.

 

2009 wurde die Frau mit dem Erkennungsmerkmal „blonde Dreadlocks“ auf die „vergessenen Menschen“ im Himalaya aufmerksam. „In Mugu (Westnepal) leben rund 55 000 Menschen, völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Es gibt kaum Nahrung, keine Infrastruktur, keinen Strom, keinen Arzt – Hygiene unbekannt“, berichtet sie. Aus ihrem traditionellem Glauben heraus müssen die Frauen ihre Babys im Kuhstall oder in Erdlöchern zur Welt bringen, um kein Blut im eigenen Haus zu vergießen. Deetjen hat Geburtshäuser initiiert. Außerdem hat ihr Verein 13 Schulen eröffnet. Es gibt Schulungen zu Landwirtschaft, Hygiene und Gesundheit, außerdem Mikrokreditvergabe und medizinische Versorgung. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten, aber keine Abhängigkeiten schaffen“, ist der Grundsatz des Vereins, so Deetjen, der die Besucher gespannt an den Lippen hingen. Ein schwerer Rückschlag sei das schwere Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 der Stärke 7,8 gewesen. Auch viele Einrichtungen des Vereins seien getroffen und die Arbeit um Jahre zurückgeworfen worden. Dank großzügiger Spenden konnte Deetjen in diesem Oktober wieder acht Schulen neu eröffnen.
Da der Verein „Back to life“ auch weiterhin auf Spenden angewiesen sind, überreichten der Vorsitzende der Space Party Crew Torsten Weicker und der Vorstand einen Scheck über 2.500 Euro, die die Dutenhofener im Vorfeld gesammelt hatten. Der Erlös des Informationsabends soll demnächst noch folgen.