JHV der SPC 2023 mit der viermaligen Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke

Eine Traumkarriere im Sattel

© Lothar Rühl

Die vierfache Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke berichtet in Münchholzhausen von ihrer steilen Karriere und der Liebe zu „Rembrandt“.

Wetzlar-Münchholzhausen. Für die vierfache Olympiasiegerin im Dressurreiten, Nicole Uphoff-Selke, war es eher ungewohnt vor einem Publikum ohne Pferdebezug zu sprechen. Einmal mehr hatte der „Förderverein Space Party Crew against Aids“ eine deutsche Sportgröße nach Münchholzhausen eingeladen. Die erfolgreiche Sportlerin nahm die Herausforderung an und erzählte aus ihrem Leben, von ihren Siegen und Niederlagen. „Meine Familie hatte nie etwas mit Pferden zu tun“, sagte die 56-Jährige. „Alles fing mit meinem zweiten Geburtstag an“. Damals schenkten ihr die Eltern ein Pferd – allerdings ein Plüschtier, fast lebensgroß. Damit begann ihre „Traumkarriere im Sattel“.

Während einer Urlaubsfahrt durfte sie erstmals auf einem echten Pferd reiten. Mit elf Jahren erhielt sie ihr erstes Pferd „Waldfee“. Zwei Jahre später trat dann ihr späteres Erfolgspferd „Rembrandt“ in ihr Leben. „Ich habe das Pferd nie als Arbeitsgerät gesehen, sondern als Partner“, erklärte die erfolgreiche Sportlerin den Besuchern. Dankbar ist sie noch heute dem ehemaligen Spring- und Dressurreiter Uwe Schulten Baumer (1926 bis 2014), der ihr „den Schlüssel zum Pferd“ erläuterte. Allerdings war ihr Weg nach oben an die Spitze nicht einfach. Im deutschen Verband habe man ihr keine Chance geben wollen. Deshalb ist sie zunächst in der Schweiz geritten. In Lausanne konnte sie 1987 ihren ersten Sieg feiern. Sie wechselt zu Bundestrainer Harry Boldt in Warendorf. „Er hat mir geholfen, dass ich das Pferd zu nichts zwinge“.

1988 ging es zu den Olympischen Spielen in Seoul. Weil ihr Pferd „Rembrandt“ „schlecht drauf war“, drohte das Aus im Wettbewerb. Doch der einstige Dressur- und Vielseitigkeitsreiter Reiner Klimke (1936 bis 1999) setzte sich für sie ein, damit sie trainieren durfte „wie ich es möchte“. So gelang es Pferd und Reiterin, Gold in Südkorea zu holen.

Dressurreiterin wird spoantan Mitglied im Förderverein

Insgesamt 21 Jahre hatte sie „Rembrandt“. „Das Pferd hat gemerkt, wenn es auf Championaten war. Es hat dann alles gegeben“, erinnerte sich Uphoff-Selke. Mit Fotos und einem Film aus Seoul untermalte sie ihr Schilderungen.

1990 war Uphoff erfolgreich bei den Weltmeisterschaften in Stockholm und 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona. „Waren andere Pferde am Ende der Vorführung müde, ,Rembrandt’ war noch da“, ist sie noch immer begeistert von dem Tier, zu dem sie eine starke innere Beziehung aufgebaut hatte.

Nach einem Beinbruch hat „Rembrandt“ dennoch 1994 eine Silbermedaille erreicht. In der Zeit der Krankheit ist sie mit „Grand Gilbert“ bei Wettbewerben an den Start gegangen. Doch die Zuschauer hätten alle nach „Rembrandt“ gefragt, war das Pferd doch beim Publikum sehr beliebt.

1996 startete Uphoff-Selke mit ihrem langjährigen Pferd in Atlanta – da war „Rembrandt“ bereits 19 Jahre alt. Es kommt selten vor, dass ein Sportler bei drei Olympischen Spielen mit demselben Pferd antritt. Der Senior errang noch einen guten siebten Platz. „Unsere Beziehung war wie eine Ehe. Es war eine Traumpartnerschaft“, fasste Uphoff die Zeit mit „Rembrandt“ zusammen.

Noch heute ist sie dem Pferdesport verbunden. Beim berühmten internationalen Pferdesportturnier „Ciao“ in Aachen ist sie seit Jahren Kommentatorin für den Westdeutschen Rundfunk. Auch in der Nachwuchsförderung ist Uphoff-Selke aktiv. Sie besitzt den Trainerschein A. „In meinem Training geht es darum, das Pferd als Partner zu gewinnen“, erzählte sie.

Uphoff-Selke engagiert sich im Förderverein des Zentrums für Therapeutisches Reiten Niederrhein. Dort habe sie alle Ziele des sportlichen Reitens vergessen müssen. In dem Zentrum werden behinderte Kinder in der Motorik und Sensorik gefördert. Auch gibt es Hilfe bei psychischen Krankheiten. „Hier ist da Pferd der Therapeut“, erzählte Uphoff-Selke. Manchem reiche es, das Pferd zu berühren, um Spannungen und Blockaden abzubauen.

Von der Arbeit des Fördervereins „Space Party Crew“ war die erfolgreiche Dressur-Reiterin so beeindruckt und begeistert, dass sie spontan Mitglied geworden ist.